Cannabinoide bei Migräne

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Schmerzen bis ins Unerträgliche: Ein Migräneanfall legt das Leben der Betroffenen lahm. Migräne-Patient*innen sind meist jahrelang auf der Suche nach der passenden Akutmedikation und Anfallsprophylaxe. Zugelassene Medikament gibt es viele, diese werden aber teilweise schlecht vertragen oder wirken nicht. Cannabinoide zeigten positive Ergebnisse: Sie reduzierten Migräneanfälle, die negativen Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag sowie die Einnahme von Schmerzmitteln.

Migräne – die große Belastung

Migräne ist ein wiederholt auftretender, meist einseitiger Kopfschmerz, der oft mit Übelkeit, Erbrechen, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit einhergeht. Etwa 10 bis 30 Prozent der Betroffenen leiden dazu an einer Aura. Damit werden zeitweilige neurologische Ausfälle bezeichnet, wie beispielsweise Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Doppelbilder. Die Aura tritt nur vorübergehend auf und hinterlässt keine bleibenden Schäden.

Migräne gehört neben Spannungskopfschmerz zu den häufigsten Kopfschmerzerkrankungen. Lange Zeit wurde die Beeinträchtigung der Patient*innen mit Migräne unterschätzt. In den Erhebungen der Global-Burden-of-Disease-Studie zeigte sich sowohl die Häufigkeit der Kopfschmerzerkrankungen wie auch die außerordentliche Belastung durch Migräne. (1) Weltweit leiden 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen an Migräne. Etwa 6 bis 8 Prozent aller Männer und 12 bis 14 Prozent aller Frauen sind betroffen. Frauen leiden nicht nur häufiger an Migräne, bei ihnen sind die Attacken auch meist länger und intensiver. (2)

Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) leiden alleine in Deutschland etwa 3,7 Millionen Frauen und rund 2 Millionen Männer an Migräne. Am häufigsten tritt Migräne zwischen 35 und 45 Jahren auf. Danach gehen bei beiden Geschlechtern Schwere und Häufigkeit der Migräneattacken zurück. Untersuchungen zeigen, dass auch etwa 4 bis 5 Prozent der Kinder unter Migräne leiden.

Schätzungen zufolge gehen durch Migräne in der berufstätigen Bevölkerung pro Tausend Menschen etwa 270 Arbeitstage pro Jahr verloren. Fast alle Betroffenen klagen darüber, dass die Migräneattacken ihr tägliches Leben beeinträchtigen. Bei rund einem Drittel führt die Erkrankung dazu, dass sie ihre familiären Verpflichtungen vernachlässigen und es zu häuslichen Problemen kommt. Dennoch befinden sich etwa die Hälfte der Migräne-Patient*innen in Deutschland trotz ihrer Beschwerden nicht in ärztlicher Betreuung. (2)

Medizinisches Cannabis und Migräne

Können Cannabinoide Abhilfe schaffen bei Migräneattacken? Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022 hat die Wirksamkeit und die Sicherheit von Cannabis bei Migräne unter die Lupe genommen. Dazu wurden aus mehreren medizin-wissenschaftlichen Portalen (PubMed, EMBASE, PsycINFO, CINAHL, Web of Science) insgesamt 12 Publikationen mit 1.980 Patient*innen ausgewählt.

Cannabis bis zu 51 % effektiver

Die ausgewerteten Studien ergaben, dass medizinisches Cannabis nach 6 Monaten der Einnahme Übelkeit und Erbrechen durch Migräne signifikant reduzieren konnte. Es sorgte schon nach 30 Tagen für eine Reduktion der Häufigkeit und der Frequenz der Migräne. Medizinisches Cannabis war dabei 51 Prozent effektiver in der Reduktion der Migräne als Produkte ohne Cannabis. Im Vergleich zu Amitriptylin konnten Cannabinoide bei rund 12 Prozent der Patient*innen Migräneattacken stoppen und ansonsten die Frequenz reduzieren. Milde Nebenwirkungen traten bei weniger als der Hälfte der Personen auf, die Cannabis oral einnahmen. (3)

Reduktion der Anfälle, verminderter Gebrauch von Schmerzmitteln

Eine israelische Befragung von Patient*innen mit komorbider Migräne zeigte ebenfalls, dass Personen, die pflanzliche Cannabinoide (Phytocannabinoide) einnahmen, deutlich seltener unter schmerzhaften Attacken litten. (4)

Im Rahmen der Querschnittsstudie wurden 145 Betroffene (davon 67 Prozent Frauen) zur Häufigkeit ihrer Migräneattacken und der Therapie mit pharmazeutischem Cannabis befragt. Alle Befragten hatten im Vorfeld durchschnittlich drei Jahre lang Phytocannabinoide – als Extrakt oder inhalativ – eingenommen. Eine weitere Voraussetzung war die Komorbidität der Migräne: Das bedeutet, alle Personen litten zusätzlich an weiteren Erkrankungen, die die Behandlung mit Cannabinoiden rechtfertigten.

Mehr als 60 Prozent der Befragten berichteten von einer langfristigen Verringerung der Migräneattacken, weniger Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit in Schule, Arbeit oder Privatem sowie einer besseren Schlafqualität. Außerdem war ihr Gebrauch von Schmerzmitteln geringer als der der Kontrollgruppe. Auch die Nebenwirkungen fielen geringer aus.

Fazit

Wie Studien zeigen, kann medizinisches Cannabis

  • positive Effekte auf Häufigkeit und Frequenz von Migräne haben,
  • Übelkeit und Erbrechen signifikant reduzieren,
  • negative Auswirkungen der Migräne auf die Leistungsfähigkeit reduzieren,
  • Schlafqualität verbessern.

Weitere experimentelle Studien zur Bewertung der Sicherheit und Effektivität von Cannabis bei Migräne wären jedoch notwendig, um dies verlässlich bewerten zu können.

Quellen:

(1) Ganser, B., Leis, S. Ätiologie und Pathogenese der Migräne. psychopraxis. neuropraxis 23, 76–81 (2020). https://doi.org/10.1007/s00739-020-00623-x

(2) Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG)

(3) Okusanya BO, Lott BE, Ehiri J, McClelland J, Rosales C. Medical Cannabis for the Treatment of Migraine in Adults: A Review of the Evidence. Front Neurol. 2022 May 30;13:871187. doi: 10.3389/fneur.2022.871187. PMID: 35711271; PMCID: PMC9197380. (4) Aviram J, Vysotski Y, Berman P, Lewitus GM, Eisenberg E, Meiri D. Migraine Frequency Decrease Following Prolonged Medical Cannabis Treatment: A Cross-Sectional Study. Brain Sci. 2020 Jun 9;10(6):360. doi: 10.3390/brainsci10060360. PMID: 32526965; PMCID: PMC7348860.

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