Cannabis gilt schon seit Jahrtausenden als ein appetitanregendes und genussförderndes Mittel, weswegen es lange Zeit zur Behandlung von Anorexie (Magersucht) und weiteren Essstörungen verwendet wurde. Medizinische Experten sind sich einig: Essstörungen basieren oftmals auf psychologischen Faktoren, aber auch physiologische Elemente können darüber hinaus eine bedeutende Rolle spielen.
Dabei gibt es verschiedene Arten von Essstörungen, die sich über verschiedene Merkmale und Verhaltensweisen äußern:
- Bulimia Nervosa
Bulimie äußert sich die Kombination von dem sogenannten Binge-Eating und Purging, sowie einem irrationalen Körperbild und dem zentralen Fokus auf den Gewichtsverlust. Während der Betroffene durch Binge Eating oftmals einen hohen Kalorienüberschuss in sehr kurzer Zeit zu sich nimmt, wird dieser durch anschließendes Purging, also dem Erbrechen der Nahrung, versucht auszugleichen. Auch Abführmittel oder exzessives Sporttreiben werden oft als Wege genutzt, um die Nahrung und die Kalorien wieder loszuwerden.
- Anorexia Nervosa (eingeschränkter Typ)
Durch ein gestörtes Körperbild und der damit verbundenen Angst vor einer Gewichtszunahme hungert sich der Betroffene bis zu einem sehr ernsten und teils lebensbedrohlichen Punkt herunter, wodurch Anorexie als eine sehr ernste Krankheit anzusehen ist. Durch das Meiden von nahrungsverbundenen Aktivitäten wird zudem oftmals die Lebensqualität oder das soziale Leben derjenigen, die unter der Krankheit leiden, eingeschränkt.
- Anorexia Nervosa (Binge-Eating/ Purging Typ)
Durch eine unkontrollierte Sucht nach Essen nimmt der Betroffene riesige Mengen an Lebensmitteln zu sich, selbst wenn ein Völlegefühl bereits erreicht wurde. Durch das zwanghafte Überessen entsteht danach meist das gleiche Schuldgefühl wie bei der Bulimie, jedoch äußert sich dieses nicht durch das Erbrechen der Nahrung.
Wie kann Cannabis helfen?
Bereits in Krankheitsfeldern wie Aids oder Krebs werden Cannabinoide zur Anregung des Appetits eingesetzt. Der psychoaktive Wirkstoff im Cannabis, Tetrahydrocannabinol (THC), erhöht die Produktion von Ghrelin. Ghrelin stellt ein Wachstumshormon dar und wird daher auch “Hungerhormon” genannt. Cannabis kann also hungrig machen.
Zudem gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Endocannabinoid-System im menschlichen Körper und der Anorexie. Unser Körper kann Wirkstoffe produzieren, die stimmungsverbessernd wirken und die dafür sorgen, dass Lebensmittel, welche gesunde Fette (wie Omega-3) enthalten, Glückshormone in unserem Körper freisetzen. Somit kann die Einnahme von medizinischem Cannabis dazu führen, dass der Mensch das Essen positiver wahrnimmt und Nahrungsmittel nicht mehr so stark meidet, was besonders bei Anorexie zwei gesundheitsfördernde Punkte sind.
Eine Studie, welche im dänischen Universitätsklinikum in einem kleinen Teilnehmerkreis durchgeführt wurde, untersuche die Wirksamkeit von Cannabis bezüglich der Anorexie, indem die Auswirkung von THC (Dronabinol) und Placebo auf Anorexia-Patienten untersucht wurde. Dabei zeigten die Ergebnisse, dass eine deutlich höhere Gewichtszunahme bei Patienten erzielt werden konnte, welche das synthetische THC zu sich nahmen. Diese Patienten erfuhren auch im Rahmen des Nachfolgejahres der Studie keine Nebenwirkungen und konnten eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome feststellen.
Weitere Studien und vermehrte Forschung auf diesem Gebiet sind jedoch notwendig, um ein tiefgründigeres Wissen bezüglich der Wirkung von medizinischem Cannabis auf Essstörungen auszubauen. Dennoch gehört Anorexie bereits zu den qualifizierten Krankheiten von vielen staatlichen medizinischen Marihuana-Programmen in den USA, einschließlich in Kalifornien, Maryland, New Mexico und Washington. Medizinisches Cannabis könnte also eine sehr bedeutende Rolle in der Behandlung von Essstörungen einnehmen und muss daher weiter erforscht werden.
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