Im Jahr 2011 erteilte das Bundesamt für Gesundheit der Schweiz (BAG) Ausnahmegenehmigungen für den medizinischen Gebrauch einiger Substanzen, die bis dahin als verboten galten. Zu diesen Substanzen gehörte auch medizinisches Cannabis.
Das BAG führte im Zuge dessen, eine systematische Beurteilung von Cannabinoiden für den medizinischen Gebrauch durch und kam zu dem Schluss, dass die unterstützende Verwendung von Cannabinoiden wirksam zur Behandlung von chronischen Schmerzen und Spastik eingesetzt werden kann.
Forschungen zu medizinischem Cannabis
Bisher war über die Patienten, die mit Cannabinoiden behandelten wurden, nur wenig bekannt. Deshalb, hat „Swiss Medical Weekly“ vor kurzem eine Studie veröffentlicht, die auf die Patienten abzielte, die zuvor Ausnahmegenehmigungen zur medizinischen Verwendung von Cannabinoiden ausgeteilt bekommen hatten.
Die meisten der 1193 Patienten waren Frauen (57%), mit einem Durchschnittsalter von 57 Jahren. Die meisten Patienten litten an neurologischen Erkrankungen (49%), Muskel-Skelett-Erkrankungen (25%) oder Krebs (10%). Die häufigsten Symptome bei den neurologischen Erkrankungen waren chronische Schmerzen (49%) und Spastik (40%). Krankheiten des Nervensystems und Spastik lagen häufiger bei Männern vor, während Muskel-Skelett-Erkrankungen und chronische Schmerzen häufiger bei Frauen vorkamen. Die häufigste Erkrankung, die beide Geschlechter gemeinsam hatten war Multiple Sklerose (257 Patienten, 22%).
In den meisten Fällen wurden die Lizenzen für den medizinischen Cannabisgebrauch zunächst für sechs Monate erteilt. Die Ärzte konnten die Ausnahmegenehmigung jedoch verlängern, wenn die Wirkung der Behandlung zufriedenstellend war. Die Anzahl der Verlängerungen der Ausnahmegenehmigungen stieg von 143 der 542 Patienten im Jahr 2013 (26,4%) auf 324 von 825 Patienten im Jahr 2014 (39,3%) an. Leider finden sich keine Informationen in den Aufzeichnungen des BAG, ob die Cannabinoid-Behandlung, bei den Patienten, die keine Verlängerung beantragt hatten, die Krankheit heilen oder die Symptome lindern konnte.
In der Schweiz nahm der medizinische Gebrauch von Cannabinoiden mittels Ausnahmeregelungen während der 2-jährigen Studienperiode erheblich zu und umfasste Patienten mit 78 verschiedenen Krankheitsbildern.
Die Studie zeigte, dass mehr Frauen als Männer eine Cannabinoid-Behandlung beanspruchten. Mehr als die Hälfte der Ärzte, die Cannabinoide verschrieben hatten, waren auf die innere Medizin spezialisiert, gefolgt von der Neurologie.
Obwohl diese Studie in der Schweiz, die erste ihrer Art war, sind die Ergebnisse noch sehr oberflächlich, da die Studie z.B. keine Informationen zu den Folgen des Rauchens, den Wirkungen von begleitenden Medikamenten oder der Vergangenheit der Patienten offenlegte. Hierdurch wird deutlich, dass es notwendig ist weitere Forschungen zu medizinischem Cannabis als Medikament.
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