Weltweit forschen Wissenschaftler*innen mit Hochdruck an Impfstoffen und Therapien gegen Covid 19. Ein Forscherteam der Universität Chicago fand kürzlich in einer Studie heraus, dass CBD und sein Abbauprodukt 7-Hydroxy-CBD das Potenzial haben, einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus vorzubeugen. Darüber hinaus unterstützt CBD die Genesung der Erkrankten. Andere Cannabinoide zeigten diesen Effekt nicht.
CBD hat breite antivirale Wirkung
Das Forscherteam erkannte durch Untersuchungen an Zellkulturen, dass CBD die Vermehrung von Betacoronaviren hemmt. Auch SARS-CoV 2 gehört zu diesen Viren. Über das Spike-Protein heftet sich das Coronavirus an spezielle Oberflächenstrukturen der menschlichen Zellen (ACE-2 Rezeptoren).
In einer Studie wurden präparierte menschliche Lungenepithelzellen, die den ACE-2 Rezeptor ausbilden, mit einer Cannabidiol-Lösung behandelt. Zwei Stunden später wurden die Zellen dem Virus ausgesetzt. Nach dieser Infektion untersuchten die Wissenschaftler*innen die Lungenzellen zwei Tage später auf das Vorhandensein von viralen Spike-Proteinen. Es zeigte sich, dass CBD in der Lage war, die Vermehrung des Virus zu unterdrücken.
CBD effektiver als andere Cannabinoide
Um die Frage zu klären, ob auch andere Cannabinoide potenzielle Wirkstoffe für die Covid-Therapie darstellen, führte das Forscherteam die Versuche auch mit Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabichromen (CBC), Cannabigerol (CBG) sowie mit CBDA – der Säurevorstufe von CBD – durch. Das Ergebnis überraschte: Nur CBD zeigte in therapeutischen Dosierungen antivirale Wirkungen gegen SARS-CoV 2.
In weiterführenden Untersuchungen wurde festgestellt, dass sowohl CBD als auch sein Abbauprodukt 7-Hydroxy-CBD effektiv die Vermehrung von Viren in präparierten Lungenzellen hemmt.
Weniger Corona-Infektionen bei CBD-Anwender*innen
In einer Studie am Universitätsklinikum der Universität Chicago wurden Daten von über 93.000 Personen ausgewertet, bei denen ein Coronatest durchgeführt wurde. Bei insgesamt 10 Prozent der Patientinnen und Patienten konnte eine Infektion festgestellt werden.
400 der 93.000 Getesteten nahmen Cannabinoide ein. Diese Gruppe zeigte reduzierte Infektionsraten von lediglich 5,7 Prozent. Noch deutlicher zeigte sich der Effekt bei Patientinnen und Patienten, die ausschließlich CBD in Form von Epidiolex® einnehmen, im Vergleich mit Personengruppen, die andere Cannabinoide anwenden. Nur bei 1,2 Prozent der CBD-Anwender*innen wurde eine Infektion festgestellt. Dagegen wurden 7,1 Prozent der Patientinnen und Patienten, die andere Cannabinoide einnehmen, positiv auf das Virus getestet. Diese Ergebnisse decken sich mit denen aus den Zellkulturen.
Wie genau wirkt CBD gegen SARS-Cov 2?
Derzeit werden zwei Wirkmechanismen diskutiert. CBD fördert möglicherweise eine antivirale Immunantwort durch das Auslösen des Interferon-Signalwegs. Tatsächlich werden Interferone als Therapeutikum gegen Corona untersucht. Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass CBD die viral gesteigerte Zytokin-Produktion umkehrt, die lebensgefährlichen sein kann.
CBD hat zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Therapien. So kann es im Gegensatz zu Remdesivir, einem Medikament gegen Corona, oder antiviralen Antikörpern oral eingenommen werden. Die Einnahme erfordert also keinen Krankenhausaufenthalt. Ein weiterer Vorzug ist die gute Verträglichkeit von CBD.
In zukünftigen Studien soll die optimale Dosierung am Menschen, die beste Applikationsart sowie die optimale Arzneiformulierung untersucht werden. Bis randomisierte klinische Studien vorliegen, rät das Forscherteam allerdings davon ab, CBD präventiv gegen Corona einzunehmen.
Quelle:
Cannabidiol Inhibits SARS-CoV-2 Replication and Promotes the Host Innate Immune Response
Long Chi Nguyen, Dongbo Yang, Vlad Nicolaescu, Thomas J. Best, Takashi Ohtsuki, Shao-Nong Chen, J. Brent Friesen, Nir Drayman, Adil Mohamed, Christopher Dann, Diane Silva, Haley Gula, Krysten A. Jones, J. Michael Millis, Bryan C. Dickinson, Savaş Tay, Scott A. Oakes, Guido F. Pauli, David O. Meltzer, Glenn Randall, Marsha Rich Rosner
bioRxiv 2021.03.10.432967; doi: https://doi.org/10.1101/2021.03.10.432967
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