Akne – kann medizinisches Cannabis helfen?

Medizinisches Cannabis

Pickel und Mitesser kennen die meisten Jugendlichen. Akne ist weltweit die häufigste Hauterkrankung: Etwa 85 Prozent der Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben daran. Bei mehr als der Hälfte verläuft die Hautkrankheit leicht. Allerdings treten bei 40 Prozent der Betroffenen so starke Symptome auf, dass sie medizinisch behandelt werden sollten.

„Die jungen Menschen leiden oft sehr unter der Akne“, erklärt Prof. Dr. Martin Schaller von der Universitäts-Hautklinik Tübingen. [1] Jungen sind von dem Problem häufiger betroffen als Mädchen und Jungen haben auch ein höheres Risiko, eine schwere Form der Hautkrankheit zu entwickeln. Meist treten Pickel zwischen 15 und 18 Jahren auf, bei einigen Betroffenen bleiben sie aber bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Studien haben gezeigt, dass der Cannabis-Wirkstoff CBD (Cannabidiol) ein vielversprechendes Hilfsmittel im Kampf gegen Akne sein könnte. CBD besitzt entzündungshemmende Eigenschaften und kann sich positiv auf die Talgproduktion auswirken. Ein großer Vorteil ist die gute Verträglichkeit. Angewendet werden kann CBD beispielsweise in Form von CBD-Öl und CBD-Cremes.

Akne: Was ist das?

Wenn wir von Akne reden, meinen wir meist Acne vulgaris, denn sie ist die häufigste Form der Erkrankung. Es gibt aber auch noch andere, seltene Formen wie Acne inversa, Acne infantum, Acne tarda und Acne medicamentosa.

Typische Symptome:

  • fettige Haut
  • Mitesser
  • Papeln
  • entzündliche Pusteln mit Eiterbildung
  • bei schweren Formen bis hin zu schmerzhaften Knoten und Abszessen

Mitesser und Pickel treten vor allem im Gesicht auf, können sich aber auch an Brust, Rücken und Oberarmen zeigen.

Akne: Welche Ursachen?

Verantwortlich für das Entstehen von Acne vulgaris sind hormonelle Veränderungen in der Pubertät. Die Talgdrüsen sind überaktiv, was in der Folge zu fettglänzender Haut führt (Seborrhoe). Darüber hinaus kommt es zu einer gesteigerten Verhornung und Verdickung der Haut (Hyperkeratose). Abgestorbene Hautzellen verstopfen die Ausführungsgänge der Talgdrüsen. Dadurch entstehen Mitesser (Komedonen), die sich durch bestimmte Bakterien entzünden können. Im Verlauf können sich die typischen Hauterscheinungen wie Papeln, Pusteln oder sogar Abszesse entwickeln.

Die entzündlichen Hautveränderungen bringen leider auch die Gefahr von Narben mit sich. Vor allem, wenn die jungen Menschen selbst Hand anlegen und Mitesser und Pickel selber ausdrücken. Stattdessen sollten die Betroffenen das Problem medizinisch fachgerecht behandeln lassen.

Wieso Menschen an Akne erkranken, hat unterschiedliche Gründe. Die genetische Vorbelastung kann eine wichtige Rolle spielen [2]. Hormonelle Faktoren sind relevant, vor allem der Anstieg der männlichen Hormone (Androgenanstieg) in der Pubertät. Außerdem spielen psychologische Einflüsse wie Stress eine Rolle. Aber auch die Ernährung ist ein wichtiger Faktor. Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) empfiehlt daher den Patienten eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Süßigkeiten, Weißmehlprodukte und Milch stehen dagegen im Verdacht, das Problem zu verschlimmern. [1]

Therapie

Die Behandlung der Akne erfordert Geduld. Schöne, reine Haut innerhalb kurzer Zeit, wie es die Werbung suggeriert, gibt es leider nicht. Die Betroffenen sollten sich laut BVDD auf ein halbes Jahr Therapie einstellen. „Dann hat sich aber bei einem Großteil der Patienten die Akne verabschiedet“, so Prof. Schaller. [1]

Der Hautarzt entscheidet nach Schweregrad und danach, ob die erhöhte Produktion von Talg oder die Entzündung überwiegt, welches Medikament er einsetzt. Bei leichten Formen helfen meist Salben oder Cremes zur äußerlichen (topischen) Anwendung. Ärzte nutzen hier Wirkstoffe wie Benzoylperoxid, topische Retinoide und Azelainsäure für die Behandlung.

Bei schwerer Acne vulgaris kann die orale Einnahme von Medikamenten sinnvoll sein. Meist verschreiben Dermatologen Antibiotika, die die Entzündung bekämpfen. Auch Hormonpräparate wie die Antibabypille können bei Mädchen und Frauen eingesetzt werden. Retinoide (Isotretinoin) kommen vor allem bei schwerer Akne zum Einsatz. Das Medikament kann allerdings starke Nebenwirkungen hervorrufen: Da es beim ungeborenen Kind zu schweren Schäden führen kann, müssen Frauen und Mädchen während der Behandlung eine Schwangerschaft sicher verhüten.

Hautpflege bei Pickeln

Experten warnen vor einer zu aggressiven Reinigung der Haut – das kann Entzündungen sogar noch verstärken. Die unreine Haut lieber mit einer seifenfreien und sanften Waschlotion von überschüssigem Talg und Hautschüppchen befreien. Gerade jugendliche Haut sollte mit Cremes nicht überpflegt werden – besser ist eine leichte Feuchtigkeitspflege auf Öl-in-Wasser-Basis. Auch Make-up sollte möglichst leicht und nicht-komedogen sein.

Medizinisches Cannabis: Hilfe im Kampf gegen Akne?

Das Endocannabinoid-System (ECS) reguliert verschiedene physiologische Prozesse, so auch das Zellwachstum der Haut. Die Haut besitzt zahlreiche Cannabinoid-Rezeptoren, auch in den Talgdrüsen und den Haarfollikeln. Bereits 2014 hat eine Studie aus Ungarn die Auswirkungen von CBD auf die Talgdrüsenfunktion untersucht. Cannabidiol (CBD) ist das wichtigste nicht-psychotrope Cannabinoid der Pflanze Cannabis sativa.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass CBD die Überproduktion von Talg regulieren kann. Für die Forscher steht fest, dass der Cannabis-Wirkstoff aufgrund seiner “entzündungshemmenden Wirkungen das Potenzial als vielversprechendes Therapeutikum für die Behandlung von Acne vulgaris hat”. [3]

CBD: reguliert Talgproduktion und wirkt Entzündungen entgegen

Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute kein Mittel gegen Akne, dass die unterschiedlichen Ursachen der Erkrankung bekämpft und gleichzeitig nur wenige Nebenwirkungen mit sich bringt. Das erklären die Autoren der Studie [3]. Daher scheint das Endocannabinoid-System der Haut “eine vielversprechende Wahl bei der Suche nach neuen therapeutischen Möglichkeiten zu sein.”

Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass CBD dreifach Akne bekämpft:

  1. CBD reguliert die Überproduktion von Talg
  2. Cannabidiol wirkt gegen die vermehrte Verhornung
  3. CBD besitzt eine entzündungshemmende Wirkung

Dabei wird CBD allgemein gut vertragen und hat bereits gezeigt, dass es kaum Nebenwirkungen hervorruft.

Medizinisches Cannabis – weitere wirksame Cannabinoide

In einer Studie aus dem Jahr 2016 untersuchten die Wissenschaftler andere Cannabinoide auf ihre Wirkung bei Acne vulgaris. Die Untersuchungen zeigten positive Ergebnisse bei CBC, CBDV und THCV – bisher relativ unbekannte Inhaltsstoffe des Cannabis. Diese Cannabinoide seien vielversprechend. Sie könnten sich aufgrund ihrer bemerkenswerten entzündungshemmenden Wirkung zu wirksamen und sicheren neuen Instrumenten bei der Behandlung von Hautentzündungen entwickeln. [4]

Anwendung von CBD

Es gibt unterschiedliche CBD-Produkte auf dem Markt, die sich in ihrer Anwendung unterscheiden. CBD-Öl (mit einem THC-Anteil von höchsten 0,2 Prozent) wird in Apotheken, einigen Drogerien oder anderen Läden verkauft. CBD-Öl wird oral eingenommen und unter die Zunge getropft. Immer größerer Beliebtheit erfreut sich Kosmetik mit Cannabidiol, wie CBD-Cremes oder -Lotionen, die äußerlich auf die Haut aufgetragen werden.

Hierbei ist aber immer zu beachten, dass freiverkäufliches CBD-Öl oder CBD-Cremes nur unterstützend wirken können. Gerade wenn die Betroffenen unter mehr als nur einigen wenigen Pickeln leiden, sollte die Behandlung unbedingt in medizinische Hände gelegt werden. Auch wenn Jugendliche vor dem Gang zum Arzt zurückschrecken: Besonders bei einer schweren Form der Hautkrankheit besteht ohne professionelle Behandlung die Gefahr von Narben, die ein Leben lang bleiben.

Fazit: medizinisches Cannabis und Akne Behandlung

Akne ist keine lebensbedrohliche Krankheit, aber für viele Betroffene bedeutet sie eine starke Einschränkung in ihrer Lebensqualität. Die Hauterkrankung ist durch eine Überproduktion von Talg und Entzündung der Talgdrüsen gekennzeichnet. Auf der Suche nach einem Mittel mit positiver Wirkung auf die unterschiedlichen Ursachen des Leidens bei gleichzeitig möglichst geringen Nebenwirkungen, haben Forscher den Effekt von medizinischem Cannabis auf die Haut untersucht.

Dabei stellte sich heraus, dass das nicht-psychotrope CBD die Ursachen von Acne vulgaris an den Wurzeln bekämpft. CBD beeinflusst die Talgproduktion der Haut positiv und hemmt übermäßige Verhornung. In Verbindung mit seinen entzündungshemmenden Eigenschaften könnte es daher ein vielversprechendes Hilfsmittel sein.

Bis CBD in der medizinischen Aknetherapie eingesetzt wird, sind allerdings weitere Studien nötig. Eine umfangreiche Untersuchung mit über 360 Teilnehmern, bei der die Auswirkungen einer topischen Lösung mit CBD erforscht wurden, ist kürzlich beendet worden. Experten warten mit Spannung auf die Ergebnisse. [5] 

[1] Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD)

[2] Goulden, V.: The Familial Risk of Adult Acne: A Comparison Between First-Degree Relatives of Affected and Unaffected Individuals. British Journal of Dermatology 1999. 141(2):297-300. doi: 10.1046/j.1365-2133.1999.02979.x.

[3] Oláh, A.: Cannabidiol exerts sebostatic and antiinflammatory effects on human sebocytes. Journal of Clinical Investigation 2014. 124(9):3713-24. doi: 10.1172/JCI64628.

[4] Oláh, A.: Differential Effectiveness of Selected Non-Psychotropic Phytocannabinoids on Human Sebocyte Functions Implicates Their Introduction in Dry/Seborrhoeic Skin and Acne Treatment. Experimental Dermatology 2016. 25(9):701-7. doi: 10.1111/exd.13042.

[5] Scheau, C.: Cannabinoids in the Pathophysiology of Skin Inflammation. Molecules 2020. 25(3):652. doi: 10.3390/molecules25030652.

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About Gesa Riedewald

Gesa Riedewald is the managing director of Kalapa Germany. She has been working as a medical writer on the topic of pharmaceutical cannabis since 2017 and has years of experience in the healthcare sector.

Gesa Riedewald ist die Geschäftsführerin von Kalapa Deutschland. Sie ist bereits seit 2017 als medical writer für das Thema Cannabis als Medizin tätig und besitzt jahrelange Erfahrung im Bereich Healthcare.

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