Lungenkrebs: Medizinalcannabis als Therapieoption

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Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 50.000 Menschen an Lungenkrebs. Dabei ist das Bronchialkarzinom bei Männern nach Prostatakrebs und Darmkrebs die häufigste und bei Frauen nach Brustkrebs und Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache. Medizinisches Cannabis kann im Rahmen einer Chemo-/Strahlentherapie unterstützend zur Linderung der Nebenwirkung eingesetzt werden. Außerdem zeigen interessante In-Vitro-Studien, dass Cannabinoide möglicherweise in der Lage sind, das Wachstum der Lungenkrebszellen zu hemmen.

Es existieren zwei Arten von Lungentumoren. An dem kleinzelligen Bronchialkarzinom erkrankt ungefähr jeder fünfte Patient. Dieser aggressive Tumor wächst sehr schnell und bildet in der Regel frühzeitig Metastasen in anderen Organen.

Eine weniger aggressive Lungenkrebsart ist das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom, an dem ungefähr 80 Prozent der Betroffenen leiden. Da dieser Tumor aus größeren Zellen besteht, wächst er meist nur langsam in einem begrenzten Lungenbereich. Auch die Metastasenbildung verläuft langsamer, sodass sich der Tumor im Anfangsstadium häufig noch entfernen lässt.

Ursachen und Symptome von Lungenkrebs

Bei der Entstehung von Lungenkrebs ist das Tabakrauchen eine der Hauptursachen. Lediglich 15 Prozent aller Lungenkrebspatienten sind Nichtraucher. Aber auch andere krebserregende Stoffe, wie zum Beispiel Asbeststaub oder radioaktive Stoffe, können die Zellen des Lungengewebes schädigen, sodass sich Tumore bilden.

Darüber hinaus können auch Lungennarben, die durch Entzündungen oder Verletzungen entstehen können, das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Ebenso eine erbliche Vorbelastung.

Zu Beginn der Erkrankung verursacht der Lungenkrebs in der Regel keine Symptome. Erste Anzeichen könnten sich in Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Abgeschlagenheit und chronischem Husten äußern. Im fortgeschrittenen Stadium verlieren Betroffene innerhalb kurzer Zeit viel Gewicht und es kommt zu häufigem Auswurf mit oder ohne Blut. Weitere Symptome wie Atembeschwerden, Nachtschweiß und Fieber können ebenfalls auftreten.

Lungenkrebs: Einteilung in Stadien

Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom werden zwei Stadien unterschieden:

  • Stadium LD (limited disease): Beim begrenzten Stadium ist der Tumor auf einen Lungenflügel sowie eine Brustkorbseite begrenzt.
  • Stadium ED (extensive disease): Beim ausgedehnten Stadium hat sich der Tumor auf das umliegende Gewebe und den Brustkorb ausgedehnt. Zudem haben sich bereits Metastasen im Körper gebildet.

Die Beurteilung des Tumors beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs erfolgt mithilfe der TNM-Klassifikation. Hier beschreibt der Buchstabe T (Tumor) die Größe des Tumors und wie weit er sich ausgebreitet hat. N (Knoten) zeigt, ob die Lymphknoten befallen sind und M (Metastase), ob der Tumor Metastasen gebildet hat.

Auf der Basis dieser Stadieneinteilung können die Ärzte dann die Behandlung sowie die Nachsorge planen. Ebenso ist es den Ärzten hierdurch möglich, den Krankheitsverlauf und die Heilungschancen besser einzuschätzen.

Therapiemöglichkeiten bei Lungenkrebs

Die Therapie hängt vor allem von der Tumorart sowie dem Erkrankungsstadium ab. Ein nicht-kleinzelliger Tumor kann, sofern sich noch keine Metastasen gebildet haben, operativ entfernt werden. Dementsprechend gut sind die Heilungschancen. Sollte der Tumor in das benachbarte Gewebe gewachsen sein oder sind die Lymphknoten in der Nähe des Tumors befallen, so kommt in der Regel eine Strahlentherapie zum Einsatz. Eine Chemotherapie erfolgt meist nur dann, wenn sich Metastasen in anderen Organen gebildet haben.

Die Behandlung eines kleinzelligen Lungentumors stellt sich weitaus schwieriger dar, denn in ungefähr 75 Prozent aller Fälle finden sich bereits Metastasen in anderen Organen. Eine operative Entfernung des Tumors ist nur möglich, wenn dieser noch sehr klein ist. Das ist beim kleinzelligen Tumor nur selten der Fall. Als Therapieoptionen stehen eine Chemotherapie mit Zytostatika und anschließend eine Strahlentherapie zur Verfügung.

Studien: Einfluss von Cannabinoiden auf das Krebszellenwachstum

Im Jahr 2019 veröffentlichten die Forscher der Rangsit University in Thailand die interessanten Ergebnisse ihrer Studie (1). Im Mausmodell konnten sie zeigen, dass die Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) und Cannabinol (CBN) das Wachstum im Bronchialkarzinom hemmen konnten. Die krebshemmenden Eigenschaften schreiben die Forscher vor allem der Kombination aus THC und CBN zu.

Aufgrund der positiven Ergebnisse planen die Forscher nun klinische Studien. Zudem gaben sie bekannt, dass das Medical Research Institute an der Universität bereits an einer Herstellungsmethode arbeite, um reine Cannabinoidverbindungen wie THC und CBN aus der Cannabispflanze zu extrahieren. Dieser Extrakt soll dann zur Entwicklung eines neuen Medikamentes dienen.

Dass die Kombination einzelner Cannabinoide bei der Hemmung des Krebswachstums eine wichtige Rolle zu spielen scheint, bestätigen auch israelische Forscher im Rahmen ihrer In-vitro-Studie (2). Diese untersuchten die Auswirkungen von zwölf Cannabinoid-Kombinationen auf wiederum zwölf unterschiedliche Krebszelllinien. Es stellte sich heraus, dass insbesondere die Kombinationen mit einem hohen THC-Anteil eine starke zytotoxische Wirkung auf die Krebszelllinien zeigten.

Wiederum zu einem anderen Ergebnis kamen italienische Forscher, die in ihrer In-vitro-Studie die antitumoralen Aktivitäten der Cannabinoide Cannabidiol (CBD), Cannabigerol (CBG), Cannabichromen (CBC), Cannabidiolsäure (CBDA) und THC-Säure (THCA) auf Tumorzelllinien untersuchten (3). Hier zeigte sich, dass CBD der stärkste Inhibitor des Krebszellwachstums war.

Medizinalcannabis in der Lungenkrebstherapie

Eine Chemo- und/oder Strahlentherapie ist für Krebspatienten sowohl physisch als auch psychisch eine schwere Belastung. Medizinisches Cannabis kann hier zur Anwendung zu kommen, um die Nebenwirkungen zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Um eine gesicherte Aussage treffen zu können, ob das Inhalieren von medizinischem Cannabis der Lunge bei Lungenkrebs zusätzlich schadet, fehlen bislang aussagekräftige Studien.

Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie an der University of California in Los Angeles untersuchten die Forscher, ob Cannabiskonsumenten ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko aufwiesen (4). An dieser Kontrollstudie nahmen 611 Lungenkrebspatienten, 601 Patienten mit einem Kopf- oder Halskarzinom sowie 1040 gesunde Personen teil. Hier wiesen selbst regelmäßige Cannabiskonsumenten kein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs auf.

Zu einem anderen Ergebnis kamen hingegen Forscher des Medical Research Institute in Neuseeland (5). In dieser Fall-Kontroll-Studie wurden 79 Lungenkrebspatienten sowie 324 Kontrollen aufgenommen. Hier stellten die Forscher fest, dass das Krebsrisiko für jedes Jahr des Cannabiskonsums um acht Prozent anstieg. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass der langfristige Cannabiskonsum womöglich das Lungenkrebsrisiko erhöhen kann.

Aufgrund der unsicheren Studienlage wird Lungenkrebspatienten empfohlen, auf das Inhalieren/Verdampfen von medizinischem Cannabis zu verzichten. Stattdessen kann hier der Einsatz von Rezepturarzneimitteln (ölige Lösungen) oder Fertigarzneimitteln erfolgen.

(1)  The National Thailand, 2019, „Cannabinoid extract works for cancer

(2)  Israel Institute of Technology, Haifa, Israel, 2019, „The heterogeneity and complexity of Cannabis extracts as antitumor agents

(3)  Istituto di Chimica Biomolecolare, Consiglio Nazionale delle Ricerche Pozzuoli, Italy, Ligresti A1 et al., 2006, “Antitumor activity of plant cannabinoids with emphasis on the effect of cannabidiol on human breast carcinoma

(4) IARC, Lyon, France, 2006, „Marijuana use and the risk of lung and upper aerodigestive tract cancers: results of a population-based case-control study

(5)  Medical Research Institute of New Zealand, Wellington, 2008, „Cannabis use and risk of lung cancer: a case-control study“

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About Alexandra

Alexandra Latour verfügt über langjähre Erfahrungen als Autorin im medizinischen Bereich. Ab dem Jahr 2017 hat sie sich als Medical Writer auf das Thema Cannabis als Medizin spezialisiert und war für Leafly Deutschland tätig.

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