Die Bauchspeicheldrüse ist ein Organ, das sich hinter dem Magen und vor dem ersten und zweiten Lendenwirbel befindet. Sie besteht aus Läppchen und kleinen Gängen, welche von jedem Lappen aus in einen größeren Gang übergehen. Dieser Pankreasgang und der gemeinsame Gallengang verbinden sich und gelangen in den Zwölffingerdarm. Die Bauchspeicheldrüse produziert sowohl interne als auch externe Enzyme (Proteine), die für die Verdauung notwendig sind. Die akute Pankreatitis ist eine Krankheit, die aufgrund einer plötzlich auftretenden Entzündung der Bauchspeicheldrüse entsteht.
Ursachen der Pankreatitis
Die Hauptursachen der Pankreatitis sind Gallensteine, die in den Pankreasgängen eingeschlossen sind, oder eine Entzündung der Gallenblase. Diese führen zu einer Behinderung des gemeinsamen Kanals, der verhindert, dass die Verdauungsenzyme durch den Darm gelangen.
Die Krankheit kann sehr gefährlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören Oberbauchschmerzen, die auf den Rücken ausstrahlen, Atemnot ohne pulmonale Ursache, sowie anhaltende Übelkeit und Erbrechen, welche selten durch Medikamente verbessert werden können. Auch ein hoher Zuckergehalt im Blut oder Urin sowie eine Zunahme der Zellen des Immunsystems sind zu beobachten. Zur Behandlung kann nichts oral eingenommen werden kann. Lediglich durch eine intravenöse Behandlung können eine Rehydrierung, Schmerzlinderung sowie Ernährungsunterstützung erreicht werden. In einigen Fällen können Operationen notwendig sein.[1]
Cannabis und akute Pankreatitis
Die entzündliche Reaktion in der Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiger Faktor für die Entstehung der Krankheit. Das entzündungshemmende Potenzial von Cannabis ist seit der Entdeckung des Endocannabinoid-Systems bei Säugetieren ein interessantes Thema.
Vorteile von Cannabinoiden bei der Linderung der akuten Pankreatitis
Im Jahr 2013 zeigte eine präklinische Studie die entzündungshemmende Wirkung von Cannabidiol bei Mäusen mit akuter Pankreatitis. Cannabidiol (CBD) ist eine nicht-psychotrope bioaktive Komponente von Cannabis mit therapeutischen Eigenschaften.
Die Ergebnisse zeigten, dass die CBD-Behandlung TNF-alfa und IL-6 verminderte. Beide sind proinflammatorische Proteine, die hauptsächlich von T-Zellen, Makrophagen, Neutrophilen und Endothelzellen abgesondert werden. Alle diese Zellen exprimieren Endocannabinoid-Rezeptoren auf ihren Strukturen. Das Vorhandensein dieser Rezeptoren ermöglicht es Cannabinoiden wie CBD, auf sie einzuwirken und so Schmerzen zu lindern und die akute Pankreatitis zu kontrollieren.[2]
Im Jahr 2017 wurde eine klinische Studie durchgeführt, um das Ausmaß der akuten alkoholischen Pankreatitis bei Cannabiskonsumenten zu analysieren. Die Patienten wurden im Zeitraum von 2006 bis 2015 untersucht. Urin-Drogen-Screen-Test für THC wurden an Patienten durchgeführt.
Tetrahydrocannabinol (THC) ist die psychotrope Komponente von Cannabis. Als Ergebnis stellten die Forscher fest, dass ihre akute Pankreatitis bei THC-positiven Patienten weniger schwerwiegend und weniger schmerzhaft war als bei Patienten, die kein Cannabis konsumiert hatten. THC-positive Patienten wurden daher seltener auf der Intensivstation aufgenommen. Die Studie ergab, dass Cannabidiol den Gehalt an IL-10, einem entzündungshemmenden Protein, erhöht, während THC keine Änderungen hervorgerufen hat. Unabhängig von der Art des Cannabinoids wurden der Zeitpunkt und die Art des Konsums sowie der Alkoholkonsum in der Studie nicht gemessen. Daher sind weitere Studien erforderlich, um die Auswirkungen von medizinischen Cannabinoiden bei Patienten mit akuter Pankreatitis zu bestätigen.[3]
Mögliche Risiken
Im Jahr 2017 überprüfte eine Forschungsgruppe die Literatur über Cannabis-induzierte akute Pankreatitis (AP). Die Ergebnisse zeigten, dass Cannabis ein möglicher Risikofaktor für die Entwicklung einer akuten Pankreatitis ist, insbesondere bei Patienten unter 35 Jahren. Bei Patienten (57,7%), die mit Cannabiskonsum in Verbindung stehen, wurde eine wiederkehrende Pankreatitis berichtet und 50% der Patienten weisen weitere AP-Episoden auch nach Abbruch des Cannabiskonsums auf. Durch Mangel an genaueren Informationen über den Cannabiskonsum in dieser Studie können keine Schlüsse in Bezug auf die Cannabisdosis gezogen werden. Der Mechanismus bleibt unbekannt, aber in Tiermodellen führte die Aktivierung von CB1-Rezeptoren durch Anandamid, einen natürlichen endogenen Aktivatorliganden, bei hohen Dosierungen zu einer Verschlechterung des AP-Schweregrades.[4]
Heute sind die Daten über Cannabinoide und akute Pankreatitis widersprüchlich. Forscher fordern neue Studien, um den molekularen Mechanismus, der in dieser schmerzhaften und gefährlichen Krankheit auftritt, besser zu verstehen.
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[1] Sommermeyer, L. (1935). Acute Pancreatitis. The American Journal of Nursing, 35(12), 1157.doi:10.2307/3412015
[2] Li, K., Feng, J., Li, Y., Yuece, B., Lin, X., Yu, L., Storr, M. (2013). Anti-Inflammatory Role of Cannabidiol and O-1602 in Cerulein-Induced Acute Pancreatitis in Mice. Pancreas, 42(1), 123–129.doi:10.1097/mpa.0b013e318259f6f0
[3] Goyal H, Guerreso K, Smith B, Harper K, Patel S, Patel A, et al. Severity and outcomes of acute alcoholic pancreatitis in cannabis users. Transl Gastroenterol Hepatol 2017; 2:60
[4] Barkin, J. A., Nemeth, Z., Saluja, A. K., & Barkin, J. S. (2017). Cannabis-Induced Acute Pancreatitis. Pancreas, 46(8), 1035–1038.doi:10.1097/mpa.0000000000000873
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